Endlich geschafft!    Die Lebenserinnerungen meines Vaters sind aufbereitet und als Buch veröffentlicht.

 

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                                               ISBN Nr.:   978-3-639-71701-3

 

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Zu den Anlagen zum Buch und zu weiteren Informationen gelangt man über den Button unter dem Bild vom zerstörten Berliner Alexanderplatz.

Stationen meines Lebens .........

 

Das sind Bilder aus meinem Lebenslauf vom Beginn bis Heute.

 

 

und hier beginnt der Lebenslauf..........

 


 

das ist die Parkstrasse Nr. 6, hier wurde ich am 16. Oktober 1943 geboren.

 

Meine Geburtsurkunde, eingetragen im alten Familienstammbuch.

 

1943 in Brück, nachdem wir im Pfarrhaus ausgebombt wurden, haben wir ein Zimmer in der Mittelgasse Nr. 35 bezogen.

 

 

 

Ich erblicke das Licht der Welt.

 

Meine Mutter Ingeborg wurde am 1. Oktober 1943 von ihrem Vater Wilhelm Löwe und ihrer Schwägerin Elsbeth Kirsch (Schwester von meinem Vater Martin Böttcher) zum Bahnhof Zoo in Berlin begleitet, um mit dem Zug nach Lüneburg zu fahren. Der Zug war nicht übermäßig voll. Sie bekam bequem einen Sitzplatz.

In Lüneburg wurde meine Geburt erwartet. Während sich im Luftraum über Berlin die alliierten Bomber beim Ausklinken ihrer tödlichen Fracht „die Klinke in die Hand gaben“, war es im Raum Lüneburg verhältnismäßig ruhig. Die Alliierten hatten im Juli 1943 mit ihrer „Operation Gomorrha“ Hamburg in Schutt und Asche gelegt. Was die Bomben nicht zerstört haben, fiel dem mörderischen Feuersturm zum Opfer. In Hamburg und dessen Umfeld gab es aus alliierter Sicht nichts mehr, was einen weiteren Bombenangriff gerechtfertigt hätte.

So kam Lüneburg zu seinem „Frieden“  und ich zu meinem Geburtsort.

Reichspropagandaminister Goebbels hatte mit einem Erlass regeln lassen, dass Mütter ihre Kinder in vom Krieg noch verschonten Regionen entbinden. Das war in meinem Fall die Stadt an der Lüneburger Heide, südlich von Hamburg,

Während mich meine Mutter unter ihrem Herzen trug war sich die Verwandtschaft uneins darüber was es denn werden würde.

Ginge es nach meinem Vater, wäre ein schmuckes Mädchen auf die Welt gekommen. Der Name stand auch schon fest. Ich sollte Ursula heißen. Die Einwände meine Mutter, dass ihr die dann zu erwartende Verkürzung auf „Uschi“ nun ganz und gar nicht gefalle, liefen ins Leere.

Meine Tante Elsbeth hatte schon kommen sehen dass man auch mit Anderem rechnen könnte. In einem Brief vom 8.10.1943 schreibt sie an ihren Bruder, meinen Vater u.a. „Wie soll denn das Baby überhaupt heißen ?  Na, ich sehe ja schon, das Mädel wird ein kräftiger Junge, wie ich Dir wohl schon mal schrieb.“

 

Meine Mutter in Lüneburg, mein Vater in Jugoslawien und ich machte mich daran endlich geboren zu werden.

In der Parkstrasse 8 in Lüneburg kam ich am 16. Oktober 1943 um 10.45 Uhr zur Welt. Ich brachte 3.800 Gramm auf die Waage, was für die damalige Zeit in der Schmalhans in der Küche das Sagen hatte, durchaus beachtlich war. Lang war ich 53 cm und der Kopfumfang wurde mit 37,5 cm. vermessen. Mein Haupt war mit vielen langen dunklen Haaren bedeckt. Ca. 3 cm. lang hat meine Mutter damals notiert.

Dem Mutterleib entbunden, endete die „staatliche Fürsorge“ für die ehemals Schwangere und für das Kind.  Jetzt mussten wir sehen, wie wir möglichst schnell wieder nach Berlin gelangten. Unser Platz in Lüneburg wurde von nachrückenden werdenden Muttis benötigt.

Meine Abholung in Lüneburg stiftete in der Familie einige Verwirrung. Abgesprochen war, dass sich meine Tante Elsbeth nach Lüneburg aufmachen wollte, um Mutter und Kind in Empfang zu nehmen. Sie hatte bereits ihre Siebensachen für die Reise gepackt, als man sie plötzlich ans Telefon rief. „Lüneburg ist am Apparat“. Besorgt stürzte meine Tante an den Hörer um zu erfahren, was denn schief gegangen sei.

Indessen konnte meine Mutter nur davon Mitteilung machen, dass inzwischen die glückliche Oma in Lüneburg unerwartet und unangemeldet aufgetaucht ist, um Tochter und Enkel in die Arme zu schließen und nach Berlin zu begleiten.

Auf dem Bahnhof in Berlin hatte sich dann ein, meiner kleinen Person durchaus entsprechendes, „Begrüßungskomitee“ eingefunden. Die Großväter Carl und Wilhelm, die besagte Tante Elsbeth und meine Tante Gudrun, die Schwester meiner Mutter, mit ihrem kleinen Sohn Werner, der damals etwas mehr als ½ Jahr alt war.

Die Fahrt ging dann mit der Straßenbahn Linie 15 in die Wohnung meiner Reinickendorfer Großeltern. Hier wurde ich ausgiebig bewundert. Meine Tante schließt in einem Brief ihre diesbezüglichen Betrachtungen mit dem Satz ...“ es fragt sich nur, wer stolzer ist, der Knabe oder der Vater. Denn der Knabe machte einen recht bescheidenen und nicht stolzen Eindruck.“

 

Wie sollte mein Vater auch als Vergleich funktionieren?  War er doch in Jugoslawien mit dem „Ausheben von Banden“ , wie es damals Zeitungsamtlich hieß, befasst. Das hatte er sich bei seiner Einberufung gewiss nicht träumen lassen, war er doch mit seinem ganzen Jahrgang als ein 1909 in Berlin Geborener zur Polizei eingezogen worden. Aber auch die Polizei hatte letztlich das Blatt nicht mehr wenden können. In Jugoslawien siegten Titos Partisanen und mein Vater kam zum Glück mit dem Leben davon.

Und weil ich gerade vom Leben spreche, hier wieder zurück zu mir selbst.

 

In den ersten Novembertagen wollte meine Mutter Berlin verlassen und mit mir nach Brück fahren. Hier sollte dann das Ende des Krieges abgewartet werden. Aber ich machte einen Strich durch diese Rechnung. Die Unruhe in dieser Zeit, Bombenalarme, runter in den Luftschutzkeller oder wenn man in der Stadt vom Alarm überrascht wurde, rein in irgend einen Luftschutzraum – das war für meine Mutter ganz bestimmt keine leichte Sache. Und an mir ist das offensichtlich auch nicht ohne Einfluss vorbeigegangen.

Ich verbrachte wegen Ernährungsstörungen die Zeit vom 6. November bis zum 8. Dezember im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin-Westend. Diese Zeit war für meine Eltern eine sorgenvolle. Der Krohnsohn wurde von innen durch einen ungeklärte Störung im Magen-Darm Bereich bedroht und von außen hörten die Bombenangriffe auf Berlin nicht auf. Gott sei Dank lag das Krankenhaus etwas abgelegen am Schlosspark Charlottenburg, so dass ich und die übrigen Insassen, unbeschadet diese Tage überdauerten.

Noch ist unsere Wohnung in der Andreasstrasse völlig heil, obwohl die Gegend zwischen dem Andreasplatz und der Frankfurter Allee völlig ausgebombt und leergebrannt war.

 

Nach meiner Gesundung verliessen wir Berlin und kamen in Brück im Pfarrhaus unter. Der Pfarrer war Herr Reichhenke. Er hatte zwei Kinder, die aber aus meinem Kinderwagen-Blickwinkel gesehen, schon zu den Großen gehörten.

Ich greife hier der Entwicklung einmal zeitlich etwas vor. Am 27. April 1945 packte mich meine Mutter in den Kinderwagen und wir machten Besuch bei Bekannten. In dieser Zeit verirrte sich ein einzelner Flieger über den kleinen Ort Brück und schoss mit einer Granate in das Pfarrhaus. Durch diesen Tieffliegerangriff wurde die linke Seite des Pfarrhauses, in der sich auch unsere Zimmer befanden, vollkommen zerstört. Frau Reichhenke (Irmgard) und ihre beiden Kinder kamen dabei ums Leben.

Meine Mutter sprach später immer von einer einzigen Bombe, die während des Krieges über Brück abgeworfen wurde und die dieses böse Ergebnis hatte.

 

Meine Mutter registriert am 28.12.1943, dass ich beginne, sie anzulächeln bzw. ihr Lächeln erwidere. Hatten wir auch sonst nicht viel zu Lachen, zwischen Mutter und Sohn hat es jedenfalls funktioniert. Meine bei der Geburt so schönen dunklen Haare sind mir inzwischen abhanden gekommen und beginnen jetzt erneut und damit endgültig zu wachsen.

Mitte Januar 1944 fange ich an meine Hände zu betrachten und am Ende des Monats singe ich mir selbst ein Liedchen. Meine Mutter nennt das „Joachim trillert wieder“.

Anfang August 1944 bekamen wir in Brück Besuch. Tante Elsbeth und Opa Carl Böttcher  sind gekommen. Ich habe mein Bestes gegeben um mich an den Gesprächen zu beteiligen. Meine Tante hat das dann in einem Brief an ihren Bruder, meinen Vater, so kommentiert: „ Dein Sohn macht uns wieder viel Spaß. Er versuchte immer, sich in kräftigen Tönen auszudrücken, nur verstanden haben wir es nicht. Aber ganz so weit, dass er uns was an den Kopf wirft, wenn er merkt, dass wir es nicht verstehen, ist es noch nicht. Vielleicht hat er auch diese Eigenschaft nicht von seinem Vater geerbt. Wollen wir das Beste hoffen.“

Meine Ernährungsprobleme habe ich inzwischen überwunden. Das Essen schmeckt und was auf den Tisch kommt, wird aufgefuttert.

Gut, dass wir in Brück untergekommen sind. In Berlin ist die Lage im Sommer 1944  immer besch.......... Unsere Wohnung in der Andreasstrasse wird ausgebombt und es gibt im Haus viele Tote.

Am 11. September 1944 hat mein Vater Geburtstag. Er ist 35 Jahre alt geworden. Eine Feier fällt aus. Statt dessen zieht er mit seinem Funkgerät und einem Muli (auf diesem wurde das Gerät transportiert) durch die Berge Jugoslawiens und verteidigt mit seinen Polizeikollegen in Kroatien das Deutsche Reich.

 

Alle wünschen ihm, dass das neue Lebensjahr endlich den Frieden bringt. Das wünsche ich mir natürlich auch. Fehlt der Vater, dann kann ich ja noch ewig auf Geschwister warten.

Seine Schwester schickt ihm Zigaretten und verbindet das mit dem Wunsch, dass er doch mit dem Rauchen aufhören solle. Man sagt, dass Tabak in Zukunft immer rarer wird weil auch die Türkei und Rumänien nicht mehr liefern. Ein Problem was ich zur Zeit noch nicht verstehe. Trotzdem wäre es meinem Vater in späteren Jahren ganz bestimmt gesundheitlich besser gegangen, wenn er auf seine Schwester gehört hätte. Ich habe gut reden, denn bei mir ist von einer Schwester oder einem Brüderchen weit und breit noch nichts zu sehen.

 

Zum Jahresbeginn 1945 haben wir in Brück Besuch bekommen. Opa Böttcher lud Geschenke ab. Ganz toll war ein brauner Dackel, ein Holzhund der Vorder- und Hinterteil bewegen konnte weil es hier ein Gelenk gab. Der Hund stand auf Rädern und so konnte ich ihn munter hinterherziehen.  Die Sorge meines Opas, ich könnte vor dem Hund Angst haben, war unbegründet und in der Familie wurde festgestellt, dass der Sohn mutiger ist als sein Vater, der sich mit Hunden immer schwer getan haben soll. Wenn die wüssten, dass wir unserem Vater den ersten lebendigen Hund in der Familie zu verdanken haben – Aber das ist eine Geschichte die sich viele Jahre später zugetragen hat.

 

Ende April mussten wir uns in Brück eine neue Wohnung suchen. Die bereits weiter oben geschilderte Zerstörung eines Teiles des Pfarrhauses war eingetreten. Über mehrere Zwischenstationen gelangten wir in das Haus von Onkel und Tante Pahl in der Haupstrasse 129. Später Strasse des Friedens 129.

Und es dauerte nur noch einige Tage bis ganz plötzlich ein großer hagerer Mann mit Brille in der Wohnung stand. Mein Vater hat sich zusammen mit einem Leidensgenossen von seiner Einheit im Raum um Guben selbst beurlaubt und zu Fuß auf den Weg nach Brück gemacht.

 

Unsere Familie war komplett. Erst später habe ich verstanden, was ich für ein Glückspilz war. Viele Kinder zu dieser Zeit warteten vergeblich auf den Vater.

 

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